Zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse besteht ein unversöhnlicher Gegensatz – auch im 21. Jahrhundert!

Aus den Eigentumsverhältnissen und den sich daraus ergebenden grundverschiedenen materiellen Existenzbedingungen der beiden Grundklassen der kapitalistischen Gesellschaft resultieren völlig gegensätzliche Interessen. Die Kapitalisten als Eigentümer der Produktionsmittel können ihren Profit nur auf Kosten der Werktätigen erzielen, die Arbeiter und alle Werktätigen dagegen können ihre Arbeits- und Lebensbedingungen nur im Kampf gegen die Besitzer der Produktionsmittel verbessern. Ihr Streben nach Frieden, Freiheit und Demokratie und sozialer Sicherheit lässt sich nicht mit den Profitinteressen der Monopolbourgeoisie vereinbaren. Es kann letztlich nur durch die Beseitigung des kapitalistischen Eigentums an den gesellschaftlichen Produktionsmitteln und der darauf beruhenden Profitwirtschaft verwirklicht werden. Das ist die entscheidende Ursache dafür, weshalb sich die beiden Grundklassen der kapitalistischen Gesellschaft, Bourgeoisie und Proletariat (→ Arbeiterklasse), feindlich gegenüberstehen und der Kampf zwischen ihnen unvermeidlich und unversöhnlich ist.

 

Die zahlenmäßige Stärke der Arbeiterklasse ist im Klassenkampf gegen die Bourgeoisie ein sehr bedeutender Faktor. Doch sie allein ist nicht entscheidend. Welches Gewicht dieser Faktor im Klassenkampf hat, hängt wesentlich vom Grad der Bewusstheit und Organisiertheit der Arbeiterklasse ab.

 

Siegreich kann die Arbeiterklasse im Kampf gegen die Bourgeoisie nur sein, wenn sie sich ihrer Klassenlage in der kapitalistischen Gesellschaft bewusst wird, wenn sie die Bedingungen und den Weg zu ihrer Befreiung klar erkennt und zielbewusst und organisiert für die Beseitigung des Kapitalismus kämpft. –

 

Gerade in diesem wichtigen und notwendigen Prozess der Entwicklung des Klassenbewusstseins der Arbeiter und ihrer Vereinigung in selbständigen Klassenorganisationen, die den Kampf zielbewusst führen, spielen die kommunistischen und Arbeiterparteien [– insofern sie im 21. Jahrhundert überhaupt noch existieren] in den kapitalistischen Ländern sowie die Gewerkschaften als [klassenbewusste] Massenorganisationen der [differenzierten] Arbeiterklasse eine wichtige Rolle.

 

Die parasitäre Schicht, die auf Kosten der Mehrheit der werktätigen Bevölkerung lebt und sich bereichert, weiß sehr gut, dass die Tage ihrer Herrschaft gezählt sind, wenn sich die Arbeiterklasse und alle anderen Werktätigen, ihrer Kraft, ihrer vereinten Klassenaufgabe bewusst werden und einheitlich und geschlossen handeln.

 

In diesem Zusammenhang verschärfen die Monopolisten ihren ideologischen Kampf. So sind die führenden Ideologen und Politiker der Finanz- und Monopolbourgeoisie bestrebt, den Prozess der staatsmonopolistischen Entwicklung des Kapitalismus so darzustellen, als handle es sich um die Herausbildung eines ganz „neuen Gesellschaftstyps“ [„Soziale Marktwirtschaft“], der mit dem von Karl Marx und Friedrich Engels analysierten Kapitalismus nichts mehr gemein habe. In diesem Sinne sprechen sie davon, dass sich die kapitalistische Gesellschaft der Gegenwart im Übergang zu einer Gesellschaft befinde, die angeblich „nicht mehr von sozialen Kämpfen geschüttelt und von kulturellen Konflikten zerrissen“ werde, sondern „ihrem Wesen nach kooperativ“ sei [“Sozialpartnerschaft“]. Nach dieser (sozialpartnerschaftlichen) Konzeption ist in den imperialistischen Ländern vom Kapitalismus nichts anderes übriggeblieben als der Name. Die großbürgerliche Presse preist die Bundesrepublik Deutschland als eine „klassenlose Gesellschaft besonderer Prägung“, in der sich die „Lebensformen“und die „Denkweise“ der verschiedenen Schichten der Bevölkerung immer mehr angleichen.

 

Rechte Führer der Sozialdemokratie sprachen und sprechen – anstatt den unversöhnlichen Klassenwiderspruch aufzudecken und die unüberbrückbare Kluft zwischen der imperialistischen Monopolbourgeoisie und dem werktätigen Volk sichtbar zu machen – von „Sozialpartnerschaft“ und betreiben eine entsprechende Politik. Es wird eine „konzertierte Aktion“ propagiert und praktiziert, die letztlich nichts anderes als eine Gleichschaltung der Arbeiterbewegung mit den Interessen der Monopole einbringen soll. Diese Wirtschaftspolitik garantiert den Monopolen die seit Jahren höchsten Profite. Den Arbeitern wird diese Politik zugleich als Verwirklichung der gesellschaftlichen Mitbestimmung – und als „Freiheit“, „Demokratie“ und „Menschenrecht“ – offeriert.

 

Es wird behauptet, alles geschehe im Interesse der (werktätigen) Bevölkerung. In Wirklichkeit ist es eine Politik der aktiven Unterstützung des staatsmonopolistischen Kapitalismus, die zur verstärkten Ausbeutung und Überwachung der Arbeiterklasse sowie zur Vernebelung der Hirne der werktätigen Bevölkerung beiträgt.

 

Die ideologische Rechtfertigung und die Lobpreisung des staatsmonopolistischen Systems tragen dazu bei, das Klassenbewusstsein zu verschütten oder seine Herausbildung zu verhindern. Den Werktätigen soll es unmöglich gemacht werden, hinter den schillernden Erscheinungsformen das Wesen des Systems der kapitalistischen Ausbeutung und gesellschaftlichen Überwachung zu erkennen.

 

Die Arbeiterklasse in der Bundesrepublik Deutschland und Europäischen Union kennzeichnet trotz all der Oberflächenerscheinungen eines sogenannten Wohlstandes, dass sie eine ausgebeutete Klasse ist, denn nichts hat sich an der Existenz des kapitalistischen Eigentums an Produktionsmitteln geändert.

 

Die von den imperialistischen Ideologen gepriesene „Wohlstandsgesellschaft“, „kooperative Gesellschaft“ und „Soziale Marktwirtschaft“ist voll innerer Widersprüche und sozialer Konflikte. Soweit sich die Lebenshaltung der Werktätigen relativ verbessert hat, war das alles andere als eine Liebesgabe der imperialistischen Bourgeoisie, sondern vielmehr das Resultat eines organisierten Kampfes der Werktätigen um ihre Rechte.

 

Man darf nicht übersehen, dass die Monopol- und Konzernherren, sobald sie in Krisensituationen geraten oder die verstärkte Aufrüstung es erfordert, die Maske der „sozialen Gerechtigkeit“ immer häufiger fallenlassen. Davon zeugen zum Beispiel der forcierte Abbau sozialer Leistungen, die erhöhten Massensteuern und die Massenentlassungen.

 

Auch die unter kapitalistischen Bedingungen sich vollziehende wissenschaftlich-technische Revolution erhöht die soziale Unsicherheit. Die damit verbundenen Strukturveränderungen, die durch das Klasseninteresse der Monopole bestimmt werden, vertiefen den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit weiter, weil die Monopole die ökonomischen, sozialen, ökologischen und anderen Folgen der wissenschaftlich-technischen Revolution auf die Arbeiterklasse und alle anderen Werktätigen abwälzen. Selbstverständlich nutzen die Monopole Arbeitslosigkeit und Existenzunsicherheit der Werktätigen aus, um Lohnabbau, verschärfte Arbeitshetze und soziale Demagogie durchzusetzen.

 

Diese Erscheinungen machen deutlich: Es gibt keine Wandlung des Kapitalismus! Ausbeutung, gesellschaftspolitische Überwachung und soziale Unsicherheit der Arbeiterklasse und der anderen werktätigen Menschen sind der Wesenszug der kapitalistischen Gesellschaft. Die Arbeiterklasse ist nach wie vor vom Besitz an Produktionsmitteln und von der Verfügungsgewalt über die gesellschaftliche Produktion ausgeschlossen. Darum sind die Ursachen der Existenz antagonistischer Klassen und des Klassenkampfes keineswegs aufgehoben. Die Gesellschaft ist sogar tiefer in antagonistische Klassengegensätze gespalten.

 

[Eine modifizierter Auszug, vgl.]

 

Quelle: Politisches Grundwissen. Dietz Verlag Berlin 1972. Vgl.: Zwischen Bourgeoisie und Proletariat besteht ein unversöhnlicher Gegensatz.

 

26.05.2015, Reinhold Schramm (Bereitstellung)

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