Was war das für ne Lust… am 13. August!

Aus aktuellem Anlass ein Interview mit dem Genossen Harald Holtz aus der “Einheit” vom November 2011 zu der Sicherung der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik:

Was für Erinnerungen hast du an den 13. August 1961 und die danach folgenden Tage?

Leider konnte ich an diesem Tag keinen persönlichen Beitrag
leisten. Zu dieser Zeit wurde ich sehr schwer krank, musste operiert
werden und ich lag in Havelberg im Krankenhaus. Ich hatte
dann Genesungsurlaub. Und in diese Zeit fiel dann der 13. August.
Ich konnte nicht persönlich das umsetzen, was wir vorher geplant
hatten.

Wir hatten geplant, den möglichen militärischen Einsatz der Grenzpolizei
vorzubereiten. Und da ich als Unteroffizier schon bessere
militärische Kenntnisse und Fähigkeiten besaß, hatte ich oft die
Ausbildung übernommen. Ich bin dann von der NVA zur Grenzpolizei
zurückgegangen, um den Genossen das militärische Handeln
beizubringen, z. B. „Der Soldat in der Verteidigung“, um Angriffe
abzuwehren. Die Grenzpolizei und später die Grenztruppen sollten
sowohl als Grenzpolizisten als auch Grenzsoldaten ausgebildet
werden.

Die Entscheidung die Grenze zu schließen war für uns klar. Die
NVA und die Grenzpolizei, wir haben das alle begrüßt. Es war die
richtige Entscheidung. Es war eine Notwendigkeit, um die DDR
zu erhalten.

 

Wurde die Grenzsicherung von der Bevölkerung unterstützt?

Wir hatten, wie fast jede Einheit, Patenschaften mit Betrieben. Unsere
Patenbrigaden unterstützten uns, z. B. bei der Inspektion unserer
Fahrzeuge oder wenn mal ein Fahrzeug stecken blieb. Ohne
ihre Hilfe, hätten wir unsere Aufgaben gar nicht in vollem Umfang
erfüllen können.

Wir hatten auch ein sehr freundschaftliches Verhältnis zur Sowjetarmee,
die uns oft weitergebildet hatte und unterstützte. Die
Sowjetsoldaten referierten einmal in einem Forum, welche Aufgaben
sie im Warschauer Vertrag haben. Und da kam eine Frage
von NVA-Soldaten: „Können Sie garantieren, wenn ein Angriff der
NATO erfolgt, dass die Grenztruppen nicht allein dastehen werden,
in vorderster Linie?“ Da sagte der Divisionskommandeur der Sowjetarmee:
„Da könnt ihr ganz beruhigt sein. Wir sind vielleicht eher
an der Grenze als ihr.“

Wir veranstalteten oft Sportwettkämpfe mit unseren sowjetischen
Freunden, und obwohl wir immer hart trainierten, haben wir meist
verloren. Die waren einfach körperlich fitter als wir. Meist haben
wir verloren. Aber bei Wettkämpfen der Freundschaft haben wir
darum nicht getrauert.

Engen Kontakt hatten wir auch zu den Lehrern des Lehrerbildungsinstituts
in Dömitz. Wir haben sehr viel Kulturarbeit gemacht, hatten
regen Kontakt zu einem Chor.
In den Medien der BRD wurde die Schließung
der Staatsgrenze immer als eingekerkert sein
dargestellt. Wie hat die Bevölkerung der DDR die
Sicherung der Staatsgrenze aufgenommen?
Nach dem 13. August ging es in der DDR besser voran. Abwerbung
und Sabotage wurden unterbunden. Die Sicherung der Staatsgrenze
war ein Erfolg.

Schade, dass nachdem Walter Ulbricht die Arbeitsgruppen gebildet
hatte, um das neue ökonomische System einzuführen mit Reformschritten,
die besser zum Sozialismus führen, es von der KPdSU
unterbunden wurde. Das Buch von Walter Ulbricht über das neue
ökonomische System war schon gedruckt, aber wurde nicht mehr
verkauft. Das war ein guter Ansatz, ähnlich der Neuen ökonomischen
Politik von Lenin. Ich schätze das so ein, dass wir damit
noch einen größeren Teil der Bevölkerung hätten hinter uns bringen
können. Und so sah die Bevölkerung das auch. Es waren alle sehr
erstaunt, als diese Politik nicht umgesetzt wurde.

1970 ging ich dann von der Armee weg und ich nutzte die Förderungsverordnung
der NVA und begann noch mal zu studieren.

Wir danken Dir für dieses ausführliche Interview!
Das Gespräch führten Genossen der KI Nord-West.
Harald Holtz, Jahrgang 1943, war Mitglied der SED und Offizier
der Grenztruppen der DDR

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