Neue Kämpfe bei Amazon

In dieser Woche bestreikten wieder 600 Beschäftigten in Bad Hersfeld und ca. 200 in Leipzig die US-Versandfirma Amazon. Verdi kündigte an, dass die Streiks auch zur Vorweihnachtszeit stattfinden können.

 

Anscheinend sind die amerikanischen Kapitalisten zu hartnäckig, sie lassen gar nicht erst Verhandlungen mit der Gewerkschaft zu.
Streiks in der BRD verlaufen in der Regel nach folgendem Schema:
„Verhandlungen – Warnstreik – 2.Runde – Streik – 3.Runde…“.
Am Ende erfüllen die Kapitalisten zwar nie ansatzweise vollständig die Arbeiterforderungen, geben aber unter dem, wie sie uns suggerieren, größtmöglichem „Opfergang“ der armen Kapitalisten ein Stück nach.
Aber selbst dieses sehr harmlose, sozialdemokratisch geordnete Verfahren funktioniert bei diesen US-Kapitalisten gar nicht.

Mechthild Middecke, die Verdi-Vertreterin, äußerte sich dazu: „In der Sekunde, in der Amazon in Verhandlungen einwilligt, sitzen wir am Tisch und stehen nicht mehr vor der Tür.“ Die Arbeiter müssen aber vor der Tür stehen, anders funktioniert es bei den Amazon-Betreibern nicht!
Der Amazons Logistik-Vorstand Dave Clark greift in einem Interview mit Springers Welt zu seiner stärksten, emotionalen Waffe: „Warum sollen wir uns von jemanden zur Zusammenarbeit erpressen lassen, der damit droht, das Weihnachtsfest für Kinder zu ruinieren? Die überwiegende Mehrheit unserer Angestellten wollen vor allem ein gutes Weihnachtsgeschäft abliefern. Wir werden sehen, wie viele tatsächlich Verdis Aufruf folgen.“[1]

 

Auch das „Handelsblatt“ versucht seine Leser mit der gleichen Strategie zu schockieren: „Streiks bei Amazon im Advent. Gibt es bald traurige Kinderaugen?“[2]

Es sind also die bösen Streikenden schuld! Clark sieht in Arbeiter und Gewerkschaftlern beinahe Terroristen, die „das Weihnachtsfest der Kinder bedrohen“ und mit denen man nicht auf Verhandlungen gehen darf.

Aber Herr Clark, von welchen „traurigen Kinderaugen“ sprechen Sie denn? Von den Augen der Kinder Ihrer Arbeiter, die im Gegensatz zu den Kindern der Handelsblatt und Welt Stammleser wohl keine teuren Geschenke aus Ihrem „erlesenen Hause“ unter dem Weihnachtsbaum haben werden?


Wir finden die Heuchelei der ideologischen Organe der Bourgeoisie bemerkenswert. Wenn sich niemand gegen Ausbeutung wehrt wie etwa beim Textilienhändler KIK, dann beruft die Bourgeoisie sich ganz gefahrlos darauf, dass der „geizige Verbraucher“ mit seiner „Geiz-ist-geil-Mentalität“ schuld sei. Wenn aber dieser Verbraucher, der gleichzeitig als ausgebeuteter Produzent mit seinem Niedriglohn natürlich auf die billigste Ware angewiesen ist, sich selbst zur Wehr setzt, dann ist er quasi das Grausamste auf der Welt: Jemand, der Kinder zum Weinen bringt!

Wir wünschenden Amazon-Arbeitern weiterhin viel Erfolg in ihrem Kampf. Schließt euch alle dem Streik an! Es geht um euren Lohn und eure Arbeitsbedingungen. Die Einschüchterungsversuche mit derartig billigen, hysterischen Bildern dürfen eure Kampfbereitschaft nicht mindern! Nur das Kapital ist an „traurigen Kinderaugen“ schuld, in Deutschland, den USA und in der ganzen Welt!

 

Eure KI



[1]
Welt online vom 25.11.2013
http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article122227725/Erste-Amazon-Mitarbeiter-beginnen-den-Streik.html

[2]Handelsblatt online vom 17.11.2013
http://www.handelsblatt.com/ unternehmen/handel-dienstleister/streiks-bei-amazon-im-advent-gibt-es-bald-traurige-kinderaugen/9087662.html

 

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