Lenin. Das Leben des russischen Revolutionärs in Daten

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Lenin_0122. April 1870: Wladimir Iljitsch Uljanow wird in Simbirsk (seit 1924 Uljanowsk) geboren. Sein Vater ist der Volksschulinspektor Ilja Nikolajewitsch Uljanow (1831–1886), seine Mutter Maria Alexandrowna geborene Blank (1835–1916). Wladimir Iljitsch war das vierte von insgesamt acht Kindern der Familie.

20. Mai 1887: Uljanows Bruder Alexander (geb. 1866) wird wegen Beteiligung an einem Attentat auf Zar Alexander II. in St. Petersburg hingerichtet.

22. Juni 1887: Wladimir Uljanow erhält das Reifezeugnis mit einer Goldmedaille.

16./17. Dezember 1887: Lenin beteiligt sich an Studentenprotesten in Kasan, wo er Jura studiert, und wird von der Universität relegiert.

Ab Herbst 1888: Der 18jährige nimmt an einem marxistischen Zirkel in Kasan teil, liest das »Kapital« von Karl Marx und »Was tun?« von Nikolai Tschernyschewski

26. Januar 1892: Lenin erhält das Universitätsdiplom ersten Grades (etwa dem deutschen Doktortitel entsprechend), nachdem er als Externer die Jura-Examina in St. Petersburg als bester Kandidat abgelegt hat.

Frühjahr 1893: Lenin schreibt seine erste erhaltengebliebene Arbeit (zuerst veröffentlicht 1923): »Neue wirtschaftliche Vorgänge im bäuerlichen Leben«. Er wendet sich gegen die These der sogenannten Volkstümler, in Rußland gebe es keine Entwicklung des Kapitalismus.

7. Mai 1895: Lenin fährt ins Ausland, um mit der Gruppe »Befreiung der Arbeit« Verbindung aufzunehmen. Er hält sich bis September in Österreich, der Schweiz und Deutschland auf. Ab Juli arbeitet er in der Berliner Königlichen Bibliothek und liest unter anderem »Die Heilige Familie« von Karl Marx und Friedrich Engels aus dem Jahr 1844.

20. Dezember 1895: Die Leitung des »Kampfbundes zur Befreiung der Arbeiterklasse«, den Lenin im Herbst mit begründet hatte, wird in St. Petersburg verhaftet.

10. Februar 1897: Lenin wird für drei Jahre nach Sibirien verbannt und unter Polizeiaufsicht gestellt. Er arbeitet in der Verbannung an seinem Werk »Die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland«.

22. Juli 1898: Lenin heiratet im sibirischen Dorf Schuschenskoje Nadeschda Krupskaja (1869–1939).

11. Februar 1900: Lenin, Krupskaja und deren Mutter reisen aus dem Verbannungsort ab. Lenin fährt illegal nach Moskau und St. Petersburg, um die Schaffung einer revolutionären Partei voranzutreiben. Als erster Schritt soll eine gesamtrussische Zeitung geschaffen werden.

29. Juli 1900: Lenin verläßt Rußland und geht in die erste Emigration. Er bereitet in Deutschland die Herausgabe einer Zeitung und einer Zeitschrift vor.

24. Dezember 1900: Die erste Nummer der Zeitung Iskra (Der Funke) – gedruckt in Leipzig – erscheint.

23. März 1901: Im sozialdemokratischen Dietz-Verlag Stuttgart erscheint die erste Ausgabe der theoretischen Zeitschrift Sarja. Im Mai trifft Lenin zum ersten Mal Rosa Luxemburg, um über ihre Mitarbeit an der Zeitschrift zu beraten.

21. oder 22. Dezember 1901: Nr. 2/3 der Sarja erscheint. Ein Aufsatz ist mit dem Pseudonym Lenin gezeichnet. Insgesamt verwendet er während seines Lebens etwa 150 Decknamen.

März 1902: Bei Dietz erscheint die Broschüre »Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung«. Autor: N. Lenin.

30. Juli bis 23. August 1903: In Brüssel und später in London findet der II. Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands (SDAPR) statt, an dem Lenin teilnimmt. Die Partei spaltet sich in Menschewiki (Minderheitler) und Bolschewiki (Mehrheitler), deren Anführer Lenin ist.

8. Januar 1905: »Blutsonntag« in St. Petersburg. Die erste Russische Revolution beginnt.

25. April bis 10. Mai 1905: In London tagt der III. Parteitag der SDAPR. Lenin wird zu dessen Vorsitzendem gewählt. Er verteidigt seine These von der »revolutionär-demokratischen Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft«.

Mitte November 1905: Lenin reist von Genf über Stockholm nach Rußland.

22. Mai 1906: Lenin spricht auf einer Volksversammlung in St. Petersburg erstmals öffentlich in Rußland

16. bis 24. August 1907: In Stuttgart nimmt Lenin an den Sitzungen des Internationalen Sozialistischen Büros und am Internationalen Sozialistenkongreß teil.

Ende Dezember 1907: Lenin rettet sich über das Eis der Ostsee zu Fuß vor der russischen Geheimpolizei nach Schweden. Die zweite Emigration beginnt.

Zwischen 12. und 17. Mai 1909: Im Moskauer Verlag »Sweno« (Kettenglied) erscheint Lenins Buch »Materialismus und Empiriokritizismus. Kritische Bemerkungen über eine reaktionäre Philosophie«.

18. Januar 1912: Die Prager Konferenz der Bolschewiki beginnt. Sie besiegelt deren organisatorische Eigenständigkeit.

5. Mai 1912: In St. Petersburg erscheint die erste Nummer der legalen bolschewistischen Tageszeitung Prawda (Die Wahrheit) mit einer Auflage von 60000 Exemplaren. Bis Juli 1914 veröffentlicht Lenin 280 Artikel in der Zeitung.

1. August 1914: Lenin erfährt in Poronin bei Zakopane von der Kriegserklärung Deutschlands an Rußland.

5. August 1914: Sinowjew bringt Lenin das SPD-Organ Vorwärts mit der Meldung über das einstimmige Votum der SPD-Fraktion im Reichstag für die Kriegskredite. Lenin erklärt: »Das ist nicht möglich, das ist wahrscheinlich eine gefälschte Nummer des Vorwärts.«

8. August 1914: Lenin wird von der österreichischen Polizei verhaftet und bis zum 19. August in Nowy Targ festgehalten. Er kommt durch Vermittlung des Vorsitzenden der österreichischen Sozialdemokratie, Victor Adler, frei und erhält eine Ausreisegenehmigung.

5. September 1914: Lenin, Krupskaja und deren Mutter kommen in der Schweiz an. In der Berner Bibliothek beschäftigt er sich in den folgenden Monaten mit Philosophie (siehe Seite 6).

17. Oktober 1914: Lenin schreibt an A. G. Schljapnikow in Stockholm, die Friedenslosung sei gegenwärtig falsch: »Die proletarische Losung muß lauten: Bürgerkrieg.«

Juli 1916: Lenin beendet die Arbeit an »Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus«. Das Werk erscheint ab Mitte 1917 in Rußland.

12. März 1917: Februarrevolution in Rußland.

8. April 1917: Lenin und Krupskaja fahren mit 30 weiteren Emigranten und dem Schweizer Sozialdemokraten Fritz Platten in einem verschlossenen Eisenbahnwaggon durch Deutschland und weiter nach Schweden.

16. April 1917: Lenin trifft um 23 Uhr in Petrograd ein und hält auf dem Bahnhofsvorplatz vor begeisterten Massen von einem Panzerwagen aus eine Rede. Er schließt mit den Worten: »Es lebe die sozialistische Weltrevolution!«

23. Juli 1917: Lenin verläßt Petrograd, nachdem gegen ihn ein Haftbefehl erlassen wurde, und verbirgt sich bei der Bahnstation Rasliw außerhalb der Stadt und flieht später nach Finnland. Er verfaßt sein Werk »Staat und Revolu­tion« .

20. Oktober 1917: Lenin kehrt nach Petrograd zurück und lebt dort in der Illegalität.

31. Oktober 1917: Lenin schreibt in einem Brief an die Mitglieder des ZK, jede Verzögerung des Aufstandes bedeute den Tod.

7. November 1917: Der Aufstand der Bolschewiki siegt.

8. November 1917: Der II. Sowjetkongreß wählt Lenin zum Regierungschef, zum »Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare«. Lenins Resolutionen – das Dekret über den Frieden und das Dekret über den Boden – werden angenommen.

23. Februar 1918: Lenin setzt im ZK die Annahme des Separatfriedens mit Deutschland durch.

10./11. März 1918: Die Sowjetregierung übersiedelt nach Moskau. Lenin, Krupskaja und seine Schwester Maria beziehen eine Wohnung im Kreml.

30. August 1918: Nach einer Rede im Moskauer Michelson-Werk verwundet die Sozialrevolutionärin F. Kaplan Lenin schwer durch zwei Revolverschüsse.

2. März 1919: Lenin eröffnet den I. Kongreß der Kommunistischen Internationale (KI).

18. März bis 23. März 1919: In Moskau tagt der VIII. Parteitag der Kommunistischen Partei Rußlands (Bolschewiki), der ein von Lenin entworfenes Parteiprogramm beschließt.

19. Juli 1920 bis 7. August: Lenin nimmt am II. Kongreß der KI in Petrograd und in Moskau teil.

8. März 1921 bis 16. März 1921: X.Parteitag der KPR (B). Lenin tritt für den Übergang vom »Kriegskommunismus« zur »Neuen Ökonomischen Politik« ein.

22. Juni 1921 bis 12. Juli 1921: Auf dem III. Weltkongreß der KI in Moskau wendet sich Lenin gegen »linke Dummheiten«, welche die Bewegung gefährden.

13. Juli 1921: Lenin tritt einen mehrwöchigen Urlaub an. Von nun an kehrt er in immer längeren Abständen zur Arbeit nach Moskau zurück.

2. August 1921: Lenin verfaßt einen »Appell an das internationale Proletariat«, in Rußland herrsche in einigen Gegenden eine Hungersnot, »die der Katastrophe von 1891 offensichtlich nur wenig nachsteht (…) Hilfe tut not.«

26. Mai 1922: Lenin erleidet den ersten Schlaganfall.

13. November 1922: Auf dem IV. Weltkongreß der KI hält Lenin in deutscher Sprache das Referat »Fünf Jahre russische Revolution und die Perspektiven der Weltrevolution«.

20. November 1922: Lenin spricht vor dem Moskauer Sowjet. Es ist seine letzte öffentliche Rede.

13. Dezember 1922: Lenin erleidet zwei Krankheitsanfälle (Gehirnthrombose), drei Tage später einen zweiten Schlaganfall. Ihm wird völlige Ruhe verordnet.

24. Dezember 1922: Lenin diktiert einen »Brief an den Parteitag«, der als »Testament« bekannt wurde. Lenin geht vor allem auf die Parteiführung ein und warnt davor, daß die Beziehungen zwischen Stalin und Trotzki die größte Gefahr für eine Spaltung seien. Lenin will die durch eine Erhöhung der Mitgliederzahl des ZK von 27 auf 50 bis 100 verhindern.

9. März 1923: Lenin erleidet den dritten Schlaganfall, er ist teilweise gelähmt und kann nicht mehr sprechen.

21. Januar 1924: Lenin stirbt nach einem weiteren Anfall.

27. Januar 1924: Lenin wird im Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau beigesetzt.

Alle Datumsangaben folgen dem Gregorianischen Kalender.

Durch einen Erlaß des Zaren Peter I. vom 15.Dezember 1699 wurde in Rußland der von Julius Caesar im Jahr 45 vor unserer Zeitrechnung eingeführte und nach ihm benannte Julianische Kalender gültig. Bis dahin galt die byzantinische Jahreszählung, die von der angenommenen Erschaffung der Welt 5508 vor Christus ausging. Der Jahreswechsel war zuletzt am 1. September. Nach dem Ukas Peters des Großen folgte auf den 31. Dezember des Jahres 7208 der 1.Januar 1700. Der Julianische Kalender ist in den meisten orthodoxen Kirchen bis heute gültig und wird in Rußland Kalender »alten Stils« genannt.

Der 1582 von Papst Gregor XII. an Stelle des Julianischen Kalenders eingeführte und nach ihm Gregorianischer genannte Kalender hatte zehn Tage ausfallen lassen. Die Differenz zwischen beiden Kalendern stieg wegen unterschiedlicher Schaltjahresregelungen in den vollen Jahrhunderten – sie sind im Gregorianischen Kalender keine Schaltjahre, wenn sie nicht durch 400 teilbar sind – bis auf 13 Tage an. Für die hier angegebenen Daten bis 1900 gilt also ein Unterschied von 12 Tagen. Die Sowjetregierung führte in Rußland den Gregorianischen Kalender (»neuen Stils«) ein und ließ auf den 31. Januar 1918 den 14. Februar fol­gen.

junge Welt Beilage

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