120 Jahre Ho Chi Minh

Ho Chi Minh

Ho Chi MinhEs ist besser alles zu opfern, als in Sklaverei zu leben.“ – Ho Chi Minh

Liebe Genossinnen und Genossen,
heute, vor 120 Jahren, am 19. Mai 1890 wurde der vietnamesische Revolutionär Ho Chi Minh geboren. Er war ein sehr bescheidener, selbstloser und zäher Patriot, Kommunist, Antiimperialist und Internationalist. Selbst krank, ausgehungert, misshandelt oder schwer ermüdet, hat er nicht aufgegeben für die wichtigste Sache in seinem Leben zu kämpfen: die Befreiung seines Volkes.
Anlässlich seines 120. Geburtstages habe ich diesen Text hier über die Geschichte Vietnams vom Anfang bis zum Ende imperialistischer Besetzungen und über das Leben von Ho Chi Minh verfasst. Auch wenn die 68er vorbei sind und Vietnam kaum noch ein aktuelles Thema ist, sollten wir niemals den heldenhaften und erfolgreichen Kampf des vietnamesischen Volkes und Hos gegen mehrere imperialistische Weltmächte vergessen. Und wir sollten auch nicht vergessen, dass Vietnam ein Staat mit einer sozialistischen Regierung ist und durch seine Industrialisierung und der damit verbundenen Schaffung eines Industrieproletariats auf dem Weg zum Sozialismus ist.
Die Hauptquelle, die ich für den Text benutzt habe ist zum einen das Buch „Ho Chi Minh – Eine Chronik“ von Hellmut Krapfenberger zum anderen das Buch „KulturSchock Vietnam“ von Monika Hayder. Die beiden Bücher kann ich Euch sehr empfehlen, wenn ihr euch mehr mit der Geschichte bzw. der Kultur Vietnams auseinandersetzen wollt.
Über ein wenig Kritik würde ich mich freuen.

Es lebe die Sozialistische Republik Vietnam!
Es lebe Ho Chi Minh!

Rote Grüße, Kamran


Im Jahre 1883 wurde das Kaiserreich Vietnam von seinen französischen Kolonialherren aufgelöst und zusammen mit Laos und Kambodscha auf den Namen Französisch-Indochina getauft. Die dortige Bevölkerung lebte größtenteils vom Reisanbau und litt aufgrund der feudalen Lebensverhältnisse häufig an Hungersnöten, bedingt durch große Abgaben ihrer erwirtschafteten Nahrungsmittel. Mit dem französischen Kolonialismus verschlimmerte sich die Situation zunehmend. Die Bauern mussten teilweise 10mal soviel von ihrem angebauten Reis abgeben, wie vorher, da die Franzosen durch den Reisexport viel Geld verdienten. Daneben mussten viele Bauern Zwangsarbeiten verrichten z.B. wie das Bauen von Straßen, bei denen nicht wenige durch Erschöpfung, Misshandlungen oder bei Verweigerung der Verrichtung dieser unmenschlichen Arbeit durch Exekutionen umkamen. Proteste gegen dieses Kolonialregime wurden blutig niedergeschlagen und Aufständische hart bestraft.
Am 19. Mai 1890 wurde in der nördlichen Provinz Nghe An ein Junge geboren, der ausschlaggebend für die spätere Unabhängigkeit Vietnams sein würde: Ho Chi Minh. Er war das dritte Kind des Lehrers Sac und seiner Frau Than Cung. Ho besuchte 1905 ein Gymnasium. 1911 wurde er der Schule verwiesen, weil er einen Aufstand von Bauern unterstützt hatte. Im selben Jahr ging er nach Frankreich. 1913 ging er eine zeitlang nach England. Später wurde er Mitglied der Gewerkschaft „Syndicat des travailleurs d´outremer“ („Verband der Werktätigen aus Übersee“). Während des 1. Weltkriegs gab es in Vietnam immer häufiger Aufstände gegen das Kolonialregime, da die Französische Besatzungsmacht große Verluste während der Schlachten hinnehmen musste. Es wurden 43.000 Vietnamesen als Soldaten und 49.000 zum Arbeiten in der Kriegswirtschaft nach Frankreich verschleppt. 1920 schloss sich Ho der „Section Francaise de l´Internationale Ouvirère“ („Französische Sektion der Arbeiterinternationale“) an, die Mitglied in der Sozialistischen Internationale war. Im selben Jahr wurde die Partei, auch mit Unterstützung Ho Chi Minhs, Mitglied der Komintern und somit zur „Parti Communiste Francaise“ („Französische Kommunistische Partei“). 1921 gründete er die „ Union Intercoloniale“ („Interkoloniale Union“), die in erster Linie, durch Propagandaarbeit der französischen Bevölkerung von dem Leben in den Kolonien berichtete und Publikationen herausgab, die es bis in einige Kolonien schafften. Er arbeitete vorher und jetzt noch aktiver für verschiedene Zeitungen, wie „Le Populaire“ oder „l´Humanité“, für die er Artikel über die Lage der Kolonialvölker, speziell der Vietnamesen, schrieb. 1923 reiste er nach Moskau und wurde in der Ostabteilung und der Bauernsektion der Komintern aktiv. 1925 gründete er in China zusammen mit einigen vietnamesischen Exilanten mit finanzieller Unterstützung von der Kommunistischen Partei Chinas und der Komintern die „Than Nien“ („Vereinigung der revolutionären Jugend Vietnams“). Die Organisation sollte junge Vietnamesen schulen und durch ihre Zeitung immer mehr für den revolutionären Kampf begeistern. Bis 1928 war er dann wieder im Auftrag der Komintern in Europa, wo er Wilhelm Pieck und Ernst Thälmann kennen lernte. Unterdessen war die „Than Nien“ zum Kopf der vietnamesischen Freiheitsbewegungen aufgestiegen und zählte mehrere tausend Mitglieder. Von 1926 bis 1929 gründeten sich in Vietnam drei verschiedene Kommunistische Parteien, die nicht miteinander zusammenarbeiten wollten. 1930 vereinigte Ho mit Delegierten der drei Parteien, diese zur Kommunistischen Partei Vietnams, die dann noch im selben Jahr zur Einbeziehung des laotischen und kambodschanischen Volkes in Indochinesische Kommunistische Partei umbenannt wurde. Im selben Jahr wandte er sich mit einem Appell an das vietnamesische Volk, in dem er sich gegen das Kolonialregime aussprach und zehn zu erreichende Ziele, unter anderem die Unabhängigkeit Vietnams, Kollektivierung der landwirtschaftlichen Flächen, kostenlose Bildung und die Gleichberechtigung der Frau, nannte.
Durch die Weltwirtschaftskrise verschlimmerten sich die Lebensumstände der Vietnamesen und eine heftige Welle von Protesten brach aus. Die Kolonialbehördern beantworteten diese mit Festnahmen und Massenexekutionen von zehntausenden Vietnamesen. In der Stadt Nghe Tinh schafften es die Bauern die Macht an sich zu reißen und organisierten sich in Räten. 1931 wurde Ho Chi Minh in Hongkong von der britischen Polizei festgenommen und kam erst 1933 frei. Mit dem Beginn des 2. Weltkriegs 1939 verschifft Frankreich nochmal 3,5 Millionen Tonnen Lebensmittel aus Indochina. Eine große Streikbewegung bildet sich, die aber nicht viel ausrichten konnte. 1940 besetzten die japanischen Faschisten Vietnam. Die vietnamesischen Bauern mussten nun nochmal 3,5 Millionen Tonnen Reis für den Bedarf der Japaner aufbringen. 1941 gründete das 8. Zentralkomittee-Plenum der IKP die „Viet Minh“ („Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“), die ein Zusammenschluss aller patriotischen Kräfte werden sollte. Ho wendete sich in einem Appell an das vietnamesische Volk und rief dazu auf sich auf einen Aufstand vorzubereiten. Bei einer Reise in China wurde er 1942 festgenommen und nach einem Jahr halbverhungert und tuberkulosekrank wieder freigelassen. 1945 wurde die vietnamesische Befreiungsarmee, mit Unterstützung einer kleinen Waffenlieferung aus den USA, gegründet und von Vo Ngyuen Giap, einem Gefährten an der Seite Hos, der später viele Jahre Verteidigungsminister werden sollte, angeführt. Im selben Jahr starben aufgrund des Krieges und der wirtschaftlichen Ausbeutung zwei Millionen Vietnamesen an einer Hungersnot. Bald entstand ein relativ großes befreites Gebiet, Viet Bac, das zum Widerstandszentrum wurde. Während die Viet Minh eine provisorische Regierung gründeten, kapitulierten am 14. August 1945 die Japaner. Zwei Tage später rief der Nationale Volkskongress der Viet Minh dazu auf die Marionettenregierung der Japaner und ihre letzten übrigen 60.000 Soldaten zu schlagen. Der Kongress ernannte Ho Chi Minh zum Ministerpräsidenten und Außenminister. Am 2. September 1945 verlas Ho Chi Minh die Unabhängigkeitserklärung der Demokratischen Republik Vietnam. Etwa drei Wochen nach der Kapitulation der Japaner griffen die Franzosen mit Unterstützung von den USA und den Briten Vietnam an, um ihre Kolonie zurück zu gewinnen. Die vietnamesische Befreiungsarmee leistete Widerstand. Die provisorische Regierung startete währenddessen ein Alphabetisierungsprogramm, bei der innerhalb eines Jahres 2,5 Millionen Vietnamesen das Lesen und Schreiben beigebracht wurde. Eine Agrarreform wurde begonnen, genauso wie eine Gesundheits- und Kulturprogramm. Anfang 1946 wurden in Vietnam Wahlen abgehalten, bei denen die Viet Minh mit einem hohen Anteil der Stimmen gewann und Ho Chi Minh zum Präsidenten gewählt wurde. Die Bevölkerung begann viele kleine Manufakturen im Dschungel zu errichten, in denen Medizin, Waffen, Papier und Stoff produziert wurden. Anfang 1950 begannen die VR China, die Sowjetunion, die DDR und weitere sozialistische Staaten diplomatische Beziehungen mit Vietnam. Bald darauf machte Ho sich auf nach Moskau, um Joseph Stalin und Mao Tse-tung um Unterstützung zu bitten, diese bekam er dann auch. Im Februar 1951 kamen 160 Delegierte der IKP in der Provinz Tuyen Quang zum zweiten Parteitag der Partei zusammen, in dem über weiteres Vorgehen im Kampf gesprochen wurde. Es wurden einzelne Nationale Einheitsfronten für Laos und Kambodscha gegründet. Die IKP wurde umbenannt in Partei der Werktätigen Vietnams. Ende 1953 wurde die Agrarreform weitergeführt, bis sie 1957 mit Agrargenossenschaften vollendet wurde. Über 90% der Großgrundbesitzer wurden enteignet, wenn sie im antiimperialistischen Kampf aktiv waren, wurden sie für ihren Boden entschädigt. Zur selben Zeit demonstrierte ein großer Teil der Menschen in Frankreich gegen den Krieg. Frankreich sah nach einer gewaltigen Niederlage im Nordwesten Vietnams 1954 keine Chance mehr zu gewinnen und unterschrieb am 21. Juni 1955 in der Genfer Konferenz den Krieg zu beenden. Südlich des 17. Breitengrades wurde eine vorübergehende Umgruppierungszone für die französischen Truppen geschaffen. Bald darauf war dann der Krieg vorbei, der auf Imperialistenseite fast hunderttausend und auf vietnamesischer Seite fast eine halbe Millionen Opfer gefordert hatte. Nun wurde mit Aufbauarbeiten und der Regenerierung der Wirtschaft begonnen. Wenige Monate nach Kriegsende wurden durch falsche Verdächtigungen und Fehleinschätzungen laut Schwarzbuch des Kommunismus fast eine Millionen, teilweise unschuldige, Vietnamesen hingerichtet. Ho Chi Minh verurteilte dies. 1957 besuchte er nach fünf Jahrzehnten wieder sein Heimatdorf. Danach begab er sich mit einer Delegation auf eine zweimonatige Reise durch fast alle sozialistischen Staaten. Ende 1959 setze Ho im Parlament ein Gesetz gegen Polygamie und zur Gleichberechtigung der Frau durch. Etwa zur gleichen Zeit setzte er dem Parlament einen Entwurf zur Bildung einer sozialistischen Verfassung vor, der angenommen wurde. 1960 nahm er bei Streitereien zwischen den KPCh und der KPdSU eine vermittelnde Rolle ein, weil er strickt gegen Spalterei war und auf keinen der Partner verzichten wollte. Im gleichen Zeitraum wurde im Oktober 1955 aus dem Süden Vietnams von den USA die Republik Vietnam, ein totalitärer Staat mit einer Scheindemokratie, gegründet, wo zahlreiche Oppositionelle und ehemalige antifranzösische Kämpfer verfolgt, verschleppt, gefoltert und hingerichtet wurden. Am 20. Dezember 1960 wurde die FNL („Front National de Liberation“/ „Nationale Befreiungsfront“) gegründet, die aus hauptsächlich aus Kommunisten, aber auch aus verschiedenen anderen politischen und auch religiösen Gruppen bestand und das Regime stürzen wollte, um das Land wiederzuvereinigen. Anfang 1961 gründete sich dann eine paramilitärische Einheit der FNL, die FAPL oder heute häufig bekannt als Viet Cong. Diese erkämpften trotz Repression, mit Unterstützung von Nordvietnam, eine relativ große Fläche von befreiten Zonen. Im August 1964 drang eine US-Flotte in nordvietnamesische Gewässer ein, ein nordvietnamesisches Schiff gab Warnschüsse ab. In westlichen Medien wurde berichtet, dass ein nordvietnamesisches Schiff in südvietnamesischen Gewässern eine US-Flotte angegriffen hat. Dies war dann die Rechtfertigung für den schlimmsten Krieg, der dem vietnamesischen Volk bevorstand. In kürzester Zeit marschierten südvietnamesische zusammen mit US-Truppen und Truppen aus Neuseeland, Australien, Thailand, Südkorea und den Philippinen in Nordvietnam ein. Die vietnamesische Regierung rief zum Widerstand auf und bekam von sämtlichen sozialistischen Staaten wirtschaftliche und materielle und von einer sehr großen Masse der Menschen in den kapitalistischen Ländern eine moralische Unterstützung. Auf der Suche nach den Viet Cong Kämpfern töteten die Imperialisten tausende Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder. Wie die Franzosen zuvor, aber diesmal in viel größerer Menge, warfen US-Flugzeuge Bomben auf Vietnam und versprühten große Mengen Napalm auf die Bevölkerung. Sehr viele sind bei lebendigem Leib verbrannt. Mehrere Millionen Liter Genozide, wie Agent Orange, wurden versprüht um die Wälder zu entlauben und die Reispflanzen zu vernichten, um die Verstecke der Viet Cong ausfindig zu machen bzw. Hungersnöte auszulösen. Diese hinterließen nicht selten auch bei den Menschen bleibende Schäden. Viele Böden sind bis heute nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar. Am 19. September 1969 starb Ho Chi Minh an einem Herzinfarkt. Trotz des Kriegszustandes kamen in Hanoi mehr als 200.000 Menschen, um von ihm Abschied zu nehmen. In seinem Testament hatte er geschrieben, dass er wolle, dass nicht viel Aufsehen um ihn gemacht werde und dass es nicht von Bedeutung sei, ob er den Tag der Befreiung seiner Heimat erleben werde oder nicht, weil er ganz sicher kommen werde. Die Imperialisten sahen bald ein, dass sie den Krieg nicht gewinnen können. Am 27. Januar 1973 wurde in Paris das Friedensabkommen unterzeichnet. Auf Imperialistenseite starben diesmal mehr als 300.000 Menschen, auf vietnamesischer Seite ca. zwei bis fünf Millionen Menschen.

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